- Laura Deichl
Yule
Yule, Jul, die Wintersonnwende, die Mutternacht. Die Neubefruchtung der Erde, die Wiedergeburt des Lichts.

Diese Woche ist es schon wieder soweit - wir feiern die Wintersonnwende. In unseren alten europäischen Kulturen auch genannt Jul, oder Yule, markiert die Wintersonnwende (21.12.) den kürzesten Tag und die längste Nacht der Jahres, nun kommt das Licht zurück. Sie steht im Jahreskreis der Sommersonnwende (21.06.) gegenüber und ist eines der 4 alten Sonnenfeste.
Wiedergeburt des Lichts
Die Wintersonnwende wird in unserer Kultur seit Tausenden von Jahren als Wiedergeburt des Lichts zelebriert, wenn der Sonnengott, der zur Sommersonnwende sterben musste, wiedergeboren wird. Es ist kein Zufall, dass mit der Ankunft des Christentums das christliche Weihnachten mit dem Fest verschmolzen wurde - der Geburt des Sonnenkindes, des solaren Heros.
Mutternacht
Es ist die Zeit der absoluten Dunkelheit. Die Zeit, in der wir im Außen nichts sehen, aber dafür im Innen umso mehr. Es ist die Zeit der dünnen Schwellen, wenn die Anderswelt nah ist und die Bewegungen der Geister und Ahnen besser wahrnehmbar.
Die Jahresnacht wird auch die Mutternacht genannt. So wie sich ein Kind aus der Dunkelheit des Mutterleibes gebiert, gebiert sich auch das neue Jahr, der neue Zyklus aus der Dunkelheit. Alles Lebendige kommt und kam immer aus der Dunkelheit, das ist Gesetz des Lebens. Es ist die Dunkelheit, der schwarze, fruchtbare Boden, aus dem sich das Licht gebiert. Ein zutiefst weibliches Prinzip.
Geistiger Impuls
Viele alte Heiligtümer, unter anderem die Gangräber wie New Grange in Irland (die in ihrem Ursprung wohl vielmehr Ahnenhäuser als Gräber sind), sind (bereits 3000 vor Christus!) exakt so angelegt worden, dass nur zur Wintersonnwende ein Strahl der aufgehenden Sonne durch ein Loch bis nach hinten durch den langen Gang an die Rückwand auf eine gemeißelte Triskele fallen kann, in den 'Bauch der Großen Göttin'. Ein Symbol für die Neubefruchtung der Erde durch die Sonne, ein geistiger Impuls, wobei das Licht als Kanal, als Brücke dient. An diesen Orten sind Wiedergeburt, Fruchtbarkeit und Ahnen aufs engste verknüpft.
Die Bräuche um Yule
Zu Yule wurden die immergrünen Zweige von Fichte, Tanne oder Kiefer in die Häuser geholt, als Symbole für die Lebenskraft und das ewige Leben. Man hat Plätzchen in Form von Mond, Sonne, Sternen oder Tieren gebacken, deren Kräfte man in sich aufnehmen wollte. Opfergaben wurden erbracht, um für das vergangene Jahr zu danken.
Inspirationen für dich
Um das Licht zu ehern, können wir ein Feuer oder eine Kerze anzünden.
Auch Räuchern ist ein altes Ritual. Zur Wintersonnwende sind es besonders Wacholder, Beifuß und Mariengras, die verräuchert werden. Aber auch andere Pflanzen - welche die Sonnensignatur tragen und Licht in unser Herz bringen, wie Alant oder Johanniskraut, aber auch reinigende, segnende wie Fichtenharz, Mistel, Rose, Nelken, Zimt, Myrrhe oder Weihrauch.
Die Wintersonnwende symbolisiert die Wiedergeburt. Wir können uns jetzt noch einmal ganz und gar in die Dunkelheit fallen lassen, in die Tiefe und Weisheit unseres Inneren. Was will jetzt für den neuen Zyklus aus mir geboren werden? Was will durch mich ans Licht kommen?