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  • Laura Deichl

TONAL & NAGUAL

Wir leben in zwei Welten. Die Welt der Materie, der Ratio, der Wirkungen – und die Welt des Geistes, des Traums, der Ursachen. Raumzeit und Zeitraum. Tonal und Nagual. Über die Annahme unserer ureigenen Schöpferkraft und Selbstverantwortung.



Wir leben in zwei Welten. Die Welt der Materie, der Ratio, des Verstandes, der Wirkungen, der Kausalität – und die Welt des Geistes, des Traums, der Ursachen, der Synchronizität. Raumzeit und Zeitraum. Tonal und Nagual. Wir Menschen sind darin axis mundi, Weltenachse. Wir haben die Fähigkeit im und zwischen dem Physischen und dem Geistigen zu agieren. Unsere Impulse aus dem Geistigen ins Physische zu bringen, zu materialisieren. Das Bewusstwerden dessen und die Fähigkeit wieder fest in beiden Welten verankert zu sein, ist die Annahme unserer ureigenen Schöpferkraft - und Selbstverantwortung.


Das Tonal

Die Welt, wie wir sie kennen, ist die materielle Welt, die Welt der Formen und Konzepte, das Fassbare. In diese Welt treten wir mit unserer Inkarnation, durch den Schleier des Vergessens. Sie ist die Welt der Kausalität, der Wirkungen. Obwohl sie uns sehr objektiv erscheint, ist unsere Wahrnehmung davon sehr subjektiv, geprägt beziehungsweise verschleiert durch unsere persönliche, familiäre und kulturelle Geschichte. Und sie ist die Welt der Geschichten. Wir leben in einer Schriftkultur, in der wir Dinge festhalten, Strukturen schaffen.


Das Nagual

Und dann ist da die andere Welt, die Anders-Welt, die geistige Welt. Das Dazwischen, das was Nicht-ist, die große Leere, der Abgrund, das Unfassbare. Der ungeformte Hintergrund der Welt, die Nicht-Form. Der Raum der UR-sache, des Ursprungs, aus dem alle Form geboren wurde und immer wieder wird. Alle Information über das, was jemals war, ist und sein wird, ist hier gespeichert. Diese Welt zieht sich mit unserer Inkarnation, mit dem Schleier des Vergessens, aus unserer bewussten Wahrnehmung zurück. In dieser Welt passiert alles in einer ständigen, fließenden Bewegung. Die Welt der Synchronizität, des Träumens, ohne Struktur, ohne Festhalten. Sie gleicht einem permanenten Wechsel, Durchschlüpfen durch Portale. In dieser Welt ist Geschichte nicht interessant, denn Zeit verläuft nicht linear. Sie ist die Welt, die wir fast nie bewusst wahrnehmen, die aber immer leise mitläuft – wie man auch sagt ‚the second song of our existence’.



Gleichzeitigkeit zweier Welten

In archaischen Kulturen, und auch heute noch in den schamanischen und indigenen Kulturen, lebte man ganz selbstverständlich in beiden Welten. Die geistige Welt war so selbstverständlich wie die physische Welt. Zeit war weniger fix, sie wurde als fließender und veränderlicher begriffen, konnte vorwärts und rückwärts fließen. Die äußere Gestalt des Menschen in seiner Inkarnation wurde als wesentlich subtiler begriffen. Der Mensch, wie alle materielle Form, existierte immer ein zweites Mal, und zwar in diesem höheren Raum. Was wir als Wirklichkeit wahrnehmen ist runtergebrochen, nur ein Spiegelbild des Urbildes.

Die Menschen kultivierten dadurch ein Denken auf verschiedenen Seinsebenen. Sie konnten mit ihrem Bewusstsein zwischen den Ebenen hin-und herswitchen. Dabei haben materielle Objekte immer über sich selbst hinausgewiesen. Wie der Religionswissenschaftler Mircea Eliade schreibt: „Der heilige Stein, der heilige Baum werden nicht als Stein oder als Baum verehrt; sie werden verehrt, weil sie Hierophanien sind, weil sie etwas ‚zeigen’, was nicht mehr Stein oder Baum ist, sondern das Heilige, das Ganz andere [...] Indem ein beliebiger Gegenstand das Heilige offenbart, wird er zu etwas anderem und hört doch nicht auf, er selbst zu sein.“ Die Dinge waren nicht das eine oder das andere, sondern immer beides. Diese Gleichzeitigkeit der materiellen und geistig-seelischen Wirklichkeit, von innerer und äußerer Welt, Mikrokosmos und Makrokosmos war immer selbstverständlich gegeben.



Wirken zwischen Geist und Materie


In diesen Kulturen schuf sich der Mensch immer heilige Zeiten, heilige Räume. In denen die Welt nicht mehr kausal, sondern synchron funktionierte. In denen alles mit allem als verbunden erkannt wurde, verwoben im Gewebe allen Lebens. In denen alles, was sich ereignete einen darunterliegenden Sinn hatte. Im Ritual öffnete der Mensch das Heilige im Profanen, und wirkte darin auch zwischen Geist und Materie. Hat sich eingebunden in die Kreisläufe und Rhythmen der Erde und des Kosmos.


Heute leben wir fast ausschließlich im Profanen, im Tonal, wo alles nach kausal-mechanistischen Prinzipien abläuft. Den Sinn für die geistige Welt, die Welt der Ur-Sache, das Heilige des Lebens haben wir verloren. Wir existieren in einer vermeintlichen Trennung, fühlen uns abgetrennt vom Rest der Schöpfung, als Spielball der Welt, bedroht und ausgeliefert, weil unserer physischen Vergänglichkeit bewusst.


Doch sind wir nach wie vor eingewoben im Gewebe allen Lebens. Und es ist wiederum nach wie vor unsere ureigene, menschliche Fähigkeit zwischen dem Physischen und dem Geistigen zu agieren. Unsere Impulse aus dem Geistigen ins Physische zu bringen, zu manifestieren, zu materialisieren. Wir sind axis mundi, Weltenachse.


Ein Bewusstwerden dessen ist die Annahme unserer ureigenen Schöpferkraft wie auch unserer Selbstverantwortung. Wenn wir wieder die Fähigkeit entwickeln, in der Welt des Nagual, der Ur-Sache, zu ruhen, und von dort unsere kreativen Impulse zu ziehen, aber gleichzeitig in der Welt des Tonal, der Form und Materie verwurzelt sind, kommen wir in den wundervollen Fluss eines schöpferischen Lebens, eingebunden in alles was IST.


So wie Menschsein immer schon gedacht war.






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