Noch hab ich wenige Orte erlebt, wenn überhaupt einen, der mich so tief berührt wie die Kapelle der Odilia am Mont Saint Odile. Diesmal wieder mit einer ganz neuen Facette. Über das Licht der Erde, den Kessel der Göttin und menschliche Urbilder.
Die Odilienkapelle am Mont Saint Odile im Elsass in Frankreich. Immer noch hab ich wenige, wenn überhaupt einen Ort erlebt, der mich sofort und in dieser Intensität erfasst. Auch dieses Mal. Über Odilia, das Licht der Erde, den Kessel der Göttin und lebendige Mythen.
Odilia, die Seherin
Ich hab meine Wahrnehmung der Odilienkapelle an anderer Stelle schon einmal ausführlich beschrieben (siehe Mont Sainte Odile). Odilia war eine große Seherin, gleichermaßen als christliche Heilige und Landschaftsgöttin verehrt, und ist eng mit den Symboliken von Licht und Augen, Bewusstsein, verbunden. Bis heute wird Odilia mit einem Buch in den Händen dargestellt, auf dessen Seiten zwei Augen abgebildet sind. Auch auf dem Klosterwappen ist am oberen Rand ein Auge, aus dem sich sonnengleich das Licht auf das Kloster ergießt. Die Odilienkapelle, in der Odilias Gebeine liegen, ist bis heute von einer unglaublichen Qualität durchdrungen. In meiner Wahrnehmung öffnet sich unmittelbar ein unfassbares Licht, das alles durchdringt und dabei immer weiter ausströmt, in die Landschaft wie auch in Sphären jenseits von Zeit und Raum. Odilia ist immer noch wesenhaft präsent, scheint an einem zu arbeiten, und alles noch nicht Heile in unserem System zu berühren und aufzulösen. Mich zieht der Ort jedes Mal in solche Bewusstseinsebenen, dass es schwer ist, mich wieder aus dem Magnetismus zu lösen. Doch haben sich mir dieses Mal noch weitere Facetten erschlossen.
Das Licht der Erde
Das Seminar, auf dem ich war, war zu den Sidhe, den lichten Ahnen (als Hüter der Landschaft, Volk der Großen Göttin in der irischen Mythologie). Mit diesem dem Fokus gingen wir zur Wahrnehmung in die Kapelle. Das gewohnte Licht, das mich sofort wieder erfasste, war so intensiv wie immer, aber in einer etwas anderen Qualität. Viel weniger kosmisch-geistig als sonst, sondern vielmehr das Licht der Erde. Erdbewusstsein, alles durchdringend. Unabhängig voneinander kamen im anschließenden Gruppenaustausch verschiedenste Bilder, die sich alle auf dieses Licht der Erde bezogen. Sich ergießend aus einem Kelch, einer Schale oder einem Brunnen. Ein goldener Kelch, dessen Inhalt sich als Fluidum in die Landschaft ergoß. Eine Sonne im Berg, als ein alles umfassendes Bewusstseinsfeld. Eine Reise durch unterirdische Gänge mit Wasserströmen, die immer breiter wurden, bis sie in der Mitte des Berges zu einem See wurden, der sofort an den Urdbrunnen erinnert. Der Begriff Erdwasser, glitzernd.
Der Kessel der Göttin & der Gral
All das sind Bilder des Grals, des Kessels der Göttin. Ein Mythos der so viel älter ist als der christliche Gral, und sich durch verschiedenste Kulturen der Welt zieht. Es ist die Schale, in der die keltische Göttin Cerridween ihre Ursuppe rührt. Es ist der Urdbrunnen, an dem die drei Nornen das Schicksal weben, mit einem Wasser so heilig, dass es alles durchlichtet und sichtbar macht, Ursprung der Bewusstseinskraft. Es ist der Kessel des keltischen Gottes Dagda, Anführer der Tuatha de Dannan (Volk der Großen Göttin Dana) und Vater Brigids, der Göttin des Lichts, gefüllt mit den reichsten Speisen, der niemals leer wurde. Mit Wasser oder anderem Fluidum gefüllt, ist der Kessel außerdem Symbol vom Urozean, aus dem sich das Leben gebiert. Der Gral, der Kessel, ist das Gefäß der Göttin, der Erde selbst, die alles Leben hervorbringt, so auch den Menschen.
Odilia und der Odilienberg haben einen großen Bezug zu diesem Mythos, wie sich in den Wahrnehmungen oben, aber auch in den Erzählungen um sie zeigt. Sogar auf der physischen Ebene findet man die Symbolik, beispielsweise in den bunten Fenster gegenüber der Kapelle als goldenen Kelch bzw. eben Gral (siehe Bild unten).
Zeitqualität, die Ursuppe
Ebenso ist es diese Zeitqualität. Beginnend mit der Zeit um Samhain nimmt die Große Göttin alles zu sich zurück. Alles kommt in ihren Kessel, und sie rührt und rührt. Absolute Auflösung, Desintegration. Es ist diese Ursuppe, aus der im nächsten Zyklus das Neue entsteht. Und es ist diese Ursuppe, der Kessel der Göttin, der seit jeher mit dem neuen Licht der Wintersonnwende neubefruchtet wird. Ein kosmischer Befruchtungsmoment, in dem zu Leben erweckt wird, was sich im neuen Zyklus in die Materie formen wird.
Urerfahrungen leben
So sind Odilia und der Odilienberg zutiefst mit diesen Symboliken und Urbildern verwoben. Das Licht, das Bewusstsein, das Sehen. Der Kessel der Göttin und der Gral. Es ist ein Feld, in dem diese Bilder als Urerfahrungen des Menschen schwingen und in dem wir diese wieder für uns erfahren dürfen. Es ist die Zeit gekommen, in der wir wieder lernen dürfen, was es bedeutet, Urbilder, Archetypen, Mythen wieder zu verkörpern, zu leben. Das ist, wie wir uns wieder einbinden in das Lichtgewebe allen Lebens durch alle Zeiten und aller Räume. Das ist Rückbindung an unseren Urspung, ein Wiederverstehen der Strukturen und Muster menschlichen Lebens auf Erden, und seiner tiefen Sinnhaftigkeit. Und da ist nur noch Heilung, Heimkommen.
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