Ain Soph Aur & die innere Alchimie
- Laura Deichl
- 23. Juli
- 3 Min. Lesezeit
Unter den Alchimisten hieß es schon immer, das eigentlich Heilende im Stoff ist geistiger Natur und muss erst freigelegt werden. Das Gleiche gilt für dem Menschen selbst. Alle Initiationswege hatten immer zum Ziel, das volle Potential und göttliche Licht freizulegen.

Das Fundament des hermetischen Weltbilds ist die Tria Principa. Wie in allen mystischen Wegen und Weisheitslehren, die heilige Trinität. Vater, Sohn, Heiliger Geist. Brahma, Vishnu, Shiva. Isis, Osiris, Horus. Mond, Sonne, Merkur. Oder in der Kabbala: Ain, Soph, Aur. Am Anfang war nur prima materia, die unendliche Dunkelheit. Doch in diesem unendlich Dunklen wirkten zwei Kräfte. Ain, die Leere. Das Feuer, das Männliche. Und Soph, die Unendlichkeit. Das Wasser, das Weibliche. Die Urpolarität. Diese zwei Kräfte begannen in einen Tanz zu gehen. Sie gingen in Verbindung, Vermählung und gebaren eine dritte Kraft: Aur, das Licht. Die Leere füllte sich und die Unendlichkeit begrenzte sich, und es wurde Licht. Urknall. Fiat lux. Das Licht ist die Schöpfung. Osiris, der Sonnengott, und Isis, die Mondgöttin, gebaren Horus, das göttliche Kind. Merkur, die Weisheit. Die Urmaterie kühlte schließlich ab und gerann zu Materie. Über die verschiedenen Planetensphären bauten sich Seele und Körper auf. Mit der Materiewerdung verhüllte sich der göttliche Funken. Doch in aller Materie, sei die noch so dicht, liegt dieses göttliche Licht und Potential, verborgen.
Dieses Potential freizulegen war die Bestrebung der Alchimisten. Alles Materielle ist rohe Sustanz, die erst noch durch verschiedenste alchimistische Verfahren veredelt werden muss, sei es im Stoff (Pflanze, Tier, Mineral), um eine Arznei herzustellen, oder im Menschen. ‘Scheide das Grobe vom Feinen, sanft und mit Spürsinn.’ wie schon der große Eingeweihte und Vater der Hermetik Hermes Trismegistos auf seiner Tabula Smaragdina niederschrieb. Das Grobe ist das Verhüllende, das Schwere, das Wasser. Das Feine ist das Geistartige, das Feuer, das darin verborgen ist. Alchimie bedeutet also in der Essenz, das volle Licht sichtbar zu machen.
So hieß es unter den Alchimisten schon immer, das eigentlich Heilende im Stoff liegt nicht in seinen Wirkstoffen, sondern ist geistiger Natur. Das Unsichtbare, was Paracelsus als das ‘Licht der Natur’ bezeichnete. Diese sogenannte Quinta Essentia, das Arkanum, muss erst freigelegt werden, durch alchimistische Verfahren (wie Destillation, Alkoholauszug, Veraschung etc.) aufgeschlossen werden.
Das Gleiche gilt für den Menschen selbst. Er ist rohe Substanz, die erst veredelt werden muss. Alle Initiationswege und Einweihungstraditionen hatten zum Ziel, das volle Potential und göttliche Licht im Menschen freizulegen. In innerer Alchimie transformiert der Mensch die Erfahrungen seines Lebens, scheidet das Grobe vom Feinen und schließt seines wahre Essenz auf. Er entwickelt sein profanes Menschsein zum Avatar (als Stein der Weisen) als höchster Bewusstseinszustand. Er wird zum Impulsgeber für seinen Erleuchtungsweg, zum Meister des Tanzes der Kräfte von Ain und Soph, und legt das Aur, das Licht und das Gold in sich frei.
Nicht umsonst suchten die Alchimisten das Gold. Es ist die Substanz mit dem höchsten Potential. Doch ging es vielleicht nie darum, physisches Gold zu erlangen. Sondern vielmehr gemäß dem Grundsatz zu arbeiten: 'Was ich im Labor meistere, meistere ich auch in mir.' Die Einweihung in die Transformation der Stoffe war gleichermaßen die Einweihung in die Wandlungsprozesse von Körper, Geist und Seele. Das Gold entspricht der Sonne und im Menschen dem Herz, dem höchstentwickelten Bewusstsein. Der goldenen Mitte, die gleichermaßen mit den Kräften der Erde als auch denen des Himmels vertraut ist. Der geläuterte, eingeweihte Mensch nimmt seinen Platz als Mittler zwischen Geist und Materie, zwischen Himmeln und Erde wieder ein.
All das passiert permanent in dir. Innere Alchimie, in jeder Sekunde. Es gibt keine Zeit und keinen Raum. Quantenphysik. Es gibt nur diesen einzigen Moment. Und jeder Moment ist Schöpfung. Wisse mit den Kräften zu tanzen. Du dirigierst sie. Steh auf, sei wach.
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