Mit Imbolc erwacht auch der Blog aus dem (eigentlich nicht geplanten) Winterschlaf. Über die Zeitqualität und meine aktuellen Wahrnehmungen. Warum wir jetzt maximale Ausrichtung brauchen und die Fähigkeit zu beobachten kultivieren dürfen.

Irgendwie ging es dieses Jahr gefühlt sehr schnell, mit dem Winter. Auch wenn er natürlich noch nicht rum ist. Doch ist heute tatsächlich schon Maria Lichtmess, Brigid. Im Keltischen entspricht das Imbolc, dem Fest zur Wiederkehr des Lichts (wobei dieses eigentlich ursprünglich am 2. Vollmond nach der Wintersonnwende gefeiert wird, was dieses Jahr der 12.2. wäre). Imbolc ist ein Fest des neuen Lichts, Feuers, aber auch der Reinigung, des Wassers. Imbfolc, der schöne, alte Begriff der Läuterung. Zu Imbolc reitet die Göttin Brigid auf einem Hirsch durch die Landschaft und rüttelt an den Bäumen, um sie aus dem Winterschlaf zu wecken. Es ist die Zeit der Lämmer, und der neuen Fruchtbarkeit. Kerzen werden rituell gesegnet. Wir tragen das neue Licht in die Natur. Ein über Nacht draußen aufgehängtes Tuch, oder eine Decke, wird von Brigid gesegnet und dient im kommenden Jahr als kraftvoller Heilgegenstand. Wie ein Umhang oder Mantel wird es Kranken oder Trauernden umlegt und bringt Geborgenheit und Segen. Doch über Imbolc selbst will ich hier gar nicht ausführlich schreiben, das hab ich an anderer Stelle schon (siehe unter anderem Imbolc, Licht und sanfter Neubeginn oder Das Brigidkreuz). Vielmehr ein kleiner Bericht, was hier gerade passiert, und über die aktuelle Zeitqualität, wie ich sie wahrnehme.
Das Stille und das Weiche
Auch wenn der Winter noch nicht rum ist, ist Imbolc für mich immer eine ganz starke und kraftvolle Schwelle in den neuen Zyklus und damit auch in den Vorfrühling. Tief in der schwarzen Erde regt es sich, erwacht etwas zum Leben, auch wenn man noch nichts sieht. Es die Zeit, wenn sich etwas bereit macht, zum exakt richtigen Zeitpunkt und unter günstigsten Bedingungen ins Sichtbare zu gehen. Der Prozess der Formwerdung, ein Hineinentfalten in einen göttlichen Plan.
Ich bin weiterhin in meinem 'Zwischenraum' im südlichen Pfaffenwinkel, beobachte Tag für Tag einen Wechsel von unglaublich warmen Sonnentagen an die 15 Grad und Schneegestöber oder Nebel am nächsten. Ich hab diesen Winter, wie nie zuvor, die kurzen Tage und langen Nächte geliebt. Vielleicht weil ich hier fernab von aller Geschwindigkeit und allem Lärm unserer Zivilisation bin. Wenn es Abend wird, schau ich in die Dämmerung hinaus, zieh irgendwann die Jalousien zu, zünde eine Kerze an, koche, lese. Das Drinnen sein, sobald es dunkel ist, ist so etwas natürliches, weiches. Anstrengend wird es erst, wenn wir in der Dunkelheit durch die Stadt hetzen, Erledigungen machen, irgendwo im Verkehr mit grellen Scheinwerfern stecken.
So bin ich dieses Jahr auch nochmal bewusster langsam in den neuen Zyklus gestartet, hab voll und ganz dem Fluss vertraut, der mich in meinem Wirken führt. Durch und durch auch die Frequenz von Sacred Source, so ein absolut kraftvoller Raum, dessen Kreis sich heute Abend nach 11 Wochen mit der letzten Zusammenkunft schließt. Seit dieser Woche sind auch die Präsenzseminare für 2025 online, der erste Newsletter ist raus. Und mit Imbolc erwacht nun auch der Blog aus ein paar Wochen Winterschlaf (der nicht geplant war, sondern sich ganz natürlich und fließend ergeben hat).

Das Dichte und die Entschleierung
Wie still und sanft es draußen noch ist, so dicht und dunkel scheinen gerade die Felder, die sich die Menschheit produziert. So vieles, was aus dem kollektivem Außen zu mir durchdringt, sei es als faktische Information oder energetisch, trägt die Frequenz von Chaos, Benebelung, Macht und Ohnmacht, Eskalation und Aufstand, Dichte. Wie ich schon in der ein oder anderen Sprachnachricht auf Telegram geteilt habe, nehme ich selbst gerade immer wieder Kräfte wahr, die unser Bewusstsein in einer bestimmten Art und Weise binden wollen. Der Mensch ist vielleicht stärker wie nie zuvor im Sog der Entwicklungskräfte, wie Friedrich Weinreb sie bezeichnet. Ein verführerischer Sog von höher, schneller, weiter, immer effizienter, immer technisierter, zersplitterter und weiter vom Ursprung entfernt. Eine Vielheit, die außer Kontrolle geraten ist. Das Untergehen des Individuums und der Individualität in der Masse.
Gleichzeitig aber, eine unfassbare Öffnung, EntSchleierung, EntHüllung von Dingen, die lange verdeckt waren. Die Schleier, die Masken, scheinen sich exponentiell aufzubauen, aber indem sie das tun, fallen sie schon. Das mag durchaus unangenehm sein, aber es dient immer der EntTäuschung, der Desillusionierung. Und es öffnet uns ein immer tieferes Blicken in das liebende Gewebe der Schöpfung hinein.
Volk der Levi
Diese Zeit braucht meiner Wahrnehmung nach unsere kristallklare Ausrichtung wie nie zuvor, und unsere Fähigkeit auf eine beobachtende Meta-Ebene zu gehen. Es braucht die absolute Ausrichtung, das neutrale Beobachten, das nicht-wertende Gewahrsein, damit uns der Sog nicht erwischt, von dem ich oben geschrieben hab. Nur in dieser Ausrichtung stehen wir über dem Rausch der Entwicklungskräfte. Wie das Volk der Levi, während der Knechtschaft der Kinder Israels (als Ausdruck unserer Seele) in Ägypten (als Ausdruck unserer Körpers, dem Rausch der Materie) über das Weinreb schreibt:
"Solche Menschen haben eine derartigen Überblick über diese Welt, dass sie niemals, was sie sonst auch tun mögen, die Empfindung haben können, sie seien den Kräftem dieser Welt unterworfen. Sie stehen so weit außerhalb, so weit darüber, dass die Welt Ägyptens etwas für sie ist, das sie gar nicht berührt."
Auch die Levi sind hier Ausdruck eines Teils unserer Selbst. Es ist eben der Teil, der so weit über dem steht, was gerade im Außen zu passieren scheint, dass es ihn gar nicht wirklich berühren kann. Hier stehen wir aufgerichtet, klar, frei und gehen unseren Weg. Den Weg des Menschen.
Nehmen wir also die Kraft Imbolcs, des Lichts und der Reinigung, der Läuterung, die Frequenz der Levi, und dazu unsere reinste Liebe und pure Freude, und schreiten wir damit in den neuen Zyklus. Es wird ein spannender.

Erwähnte Literatur:
Weinreb, Friedrich (1989, 2012). Schöpfung im Wort. Die Struktur der Bibel in jüdischer Überlieferung. Verlag der Friedrich Weinreb Stiftung, Winterthur.
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