Seit Urzeiten arbeiten die Menschen in rituellen und sakralen Handlungen mit dem Rauch. Zur Segnung oder als Schutz, um bestimmte Bewusstseinszustände zu erreichen, oder eben für den Ahnenkonakt. Die alten Ahnenpflanzen im Portrait und eine Räuchermischung.
Nun sind wir wieder angelangt, in der NichtZeit. Samhain, das alte Ahnenfest. Die Seelen der Ahnen sollen dieser Nächte übers Land ziehen, um ihr altes Zuhause aufzusuchen. Man stellt ihnen Essen bereit, bereinigt alte Dinge, erbittet ihren Segen. So ehrt Samhain, das Unsichtbare, die geistige Welt. Die Schwellen sind dünn, wir nehmen leichter wahr, treten leichter in Kontakt. Seit Urzeiten arbeitt der Mensch mit dem Rauch. Beim Verräuchern von Pflanzen geht es um weit mehr als Duft. Der Rauch ist Information, die tief in die Gefüge von Mensch und Ort hineinwirkt. Er ist Verbindung, Brücke, Tür in die geistige Welt, und andere Bewusstseinsebenen. So dient der Rauch zur Reinigung, Segnung oder zum Schutz, der gezielten Veränderung von Bewusstseinszuständen, um andere Welten zu bereisen. Um den Kontakt zu den Göttern und Geistern herzustellen und ihnen zu opfern. Oder eben auch zum Ahnenkontakt und als Rauchopfer für die Ahnen, daher natürlich Teil der Zermonien und Rituale in den nebligen Nächten um Samhain. In diesem Beitrag eine Auswahl an alten Ahnenpflanzen im Kurzportrait und eine Räuchermischung.
Die Ahnenpflanzen
Wacholder
Vielleicht die Ahnenpflanze ist der Wacholder (Juniperus communis). Seit jeher verwendet, um mit den Ahnen in Kontakt zu treten. Daher gehört er auch zu den ganz traditionellen Pflanzen, die zu Samhain verräuchert werden. Sein Name wird aus dem Althochdeutschen ‚wechalter’ abgeleitet, was übersetzt werden kann als 'Wach-Halter'. Der Wacholder ist also ein ‚Lebendigmacher’, ein Lebensbaum, Symbol der Fruchtbarkeit und des ewigen Lebens. So glaubte man auch, dass im Wacholder die Ahnen weiterlebten (‚Wachhalter’).
Beifuß
Der Beifuß (Artemisia vulgaris) wird seit Urzeiten in verschiedensten Kulturen für rituelle und sakrale Zwecke verwendet. Der Beifuß ist das Kraut des Schwellenübertritts. Er öffnet einen heiligen Raum und führt an die Grenzen unserer hiesigen Welt und darüber hinaus in die Anderswelt. Der Beifuß war dabei immer den weiblichen Gottheiten geweiht. So unter anderem der Göttin Holla, die die verstorbenen Seelen zu sich nahm, aber die auch die sich neu inkarnierenden Seelen wieder in die Welt entließ (ausführlich dazu auch in Beifuß, Gans & Freya).
Engelwurz
Eine weitere ganz klassische Pflanze um Ahnen und Tod ist die Engelwurz (Angelica archangelica). Eine große Lichtbringerin, die gut in die Vergangenheit wirkt. Sie wird traditionell am Sterbebett verräuchert, um die Seelen ins Jenseits zu begleiten. Die Engelwurz hat eine hohe Transformationskraft und unterstützt vor allem bei der Reinigung von Häusern, in denen noch alte, gebundene Energien hängen. In einer achtsamen Ritualarbeit wandelt sie diese und durchlichtet Ort und Familiensystem.
Eibe
Die Eibe (Taxus baccata) ist ebenso eine klassische Schwellenpflanze. Ihr Name kommt vom Gotischen aiw, was immer, immergrün, ewig bedeutet. Bei den Runen ist ihr Eiwaz geweiht, die eng verbunden mit der unteren Ebene des Weltenbaums ist, der Ahnenwelt. Die Eibe gilt als Totenbaum, sie ist die Hüterin der Schwelle zur Unterwelt. Aber gleichzeitig Lebenssymbol, sie ist Sinnbild des immerwährenden Kreislauf des Lebens. Beim Räuchern muss man vorsichtig sein (auf keinen Fall mit Schwangeren, Kindern etc. und in kleinen Dosen). Dort ist die Eibe aber eine unglaublich kraftvolle Pflanze für den Ahnenkontakt und eine, die wahrscheinlich wie keine andere Themen und Prozessen ein endgültiges Ende ohne Zurück setzen kann.
Holunder
Mit dem Wacholder gehört der Holunder (Sambucus nigra) zu den ältesten Sakralpflanzen. Der Holunder ist auch Schwellenpflanze und Verbindung zur Unterwelt. Auch er ist Holla geweiht. Wie der Holunder weiße Blüten und schwarze Früchte hat, ist Frau Holle sowohl Göttin der Fruchtbarkeit als auch des Todes. Neben dem Ahnenkontakt unterstützt er Übergangsrituale und kennt den rechten Zeitpunkt.
Fichte
Zuletzt die Fichte (Picea abies), ein alter Schutzbaum, der die materielle mit der transzendentalen Welt verbindet. Die Fichte wird seit jeher als heiliger Baum verehrt. Bei den Germanen war eine riesige Fichte eines der größten Heiligtümer – die ‚Irminsäule’, die symbolisch für den Weltenbaum stand. Zudem steht sie für Fruchtbarkeit und neue Lebenskraft. Wirkt klärend, schützend und hilft alte Verstrickungen zu lösen.
Samhain - Räuchermischung
Zu diesen alten Ahnenpflanzen hab ich dieses Jahr noch etwas Myrrhe und Rose dazu. Myrrhe für die Erd- und Ahnenkraft, und die Rose für ihre harmonisierende, segnende und herzöffnende Qualität. So ist meine Samhain Räuchermischung für dieses Jahr also folgende:
Wacholderspitzen
Beifuß
Engelwurzwurzel
Fichtenharz
Hollerblüten
Eibe (giftig! Hinweis unten)
Myrrhe
Rose
Alle gut getrockneten Kräuter, Wurzeln und Harze mit den Händen zerkleinern oder mörsern. In etwa gleichen Anteilen vermengen. Jeweils eine Prise auf die Räucherkohle geben.
Hinweis: Vorsicht, die Eibe ist giftig. Nicht bei Anwesenheit von Schwangeren, Kindern & Co. verwenden. Nur in kleinen Mengen und gut durchlüfteten Räumen, und vielleicht nicht direkt unter der Nase verräuchern.
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