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'De Feniculo' - Hildegard & der Fenchel

Laura Deichl

Hildegard sah die Ganzheitlichkeit des Menschen aus Leib und Seele, die voneinander abhängig waren. Ihre Ernährungslehre erscheint heute erstaunlich modern. Der Fenchel - bei ihr 'de Feniculo' - eines ihrer liebsten Lebensmittel aus ihrer Sicht.




Hildegard von Bingen erkannte die gesamte Natur als Einheit - was Belebtes wie Unbelebtes, Irdisches wie Transzendentales mit einschloss. Sie sah die Welt als von Liebe durchdrungen, und Liebe und Güte als Sinn des Seins. Hildegard sah darin auch die Ganzheitlichkeit des Menschen aus Leib und Seele, die voneinander abhängig waren. Ein gesundes Leben war für sie gleichermaßen ein glückliches Leben. Während Körper und Seele von Natur aus in Harmonie bestanden, wurde der Mensch durch den Sündenfall krank. Dieses Weltbild, und sehr positive Menschenbild, bestimmte die Ausrichtung ihrer Heilkunde.


Durch die lange Zeit in Stille im Kloster und ihrer intensiven Beschäftigung mit den Schriften der Heilkunde verschiedener Kulturen wurde Hildegard von Bingen eine große Heil- und Kräuterkundige. Ihre Erkenntnisse in überwältigendem Umfang sind unter anderem in ihren Schriften Physica sowie Causae et Curae überliefert.


Hildegards Ernährungslehre erscheint heute erstaunlich modern. Sie war keine Verfechterin strenger Regeln, das rechte Maß war das wichtigste in allem. Sie unterschied immer zwischen Kranken und Gesunden. Sie umfasst im Wesentlichen 5 Aspekte:


  • Körpersäfte und Elemente

  • Viriditas und Subtilitäten 

  • Fasten / Entschlacken

  • Rhythmen

  • Seelisches und seine Wirkung


Eines ihrer liebsten Lebensmittel war der Fenchel, der hier genauer beschrieben werden soll.



Botanik

Der Gemüsefenchel (Foeniculum vulgare var. azoricum) gehört wie der Gewürzfenchel (Foeniculum vulgare var. dulce) zu den Doldenblütlern. Er kam im Mittelalter aus dem Mittelmeerraum über die Klostergärten nach Mitteleuropa. Er wächst als mehrjährige, krautige Pflanze mit feingliedrigen, mehrfachgefiderten Blättern und kleinen gelben Blüten. Im Herbst bildet die Pflanze die bekannten halbmondförmigen, gerippten Samen aus.



Heilkunde


Schon in der Antike war er als Gewürz und Heilpflanze bekannt. Im alten Griechenlang empfohl man stillenden Frauen den Fencheltee zur Anregung der Milchproduktion. Im Mittelalter setzte man den Fenchel insbesondere bei Verdauungsbeschwerden, Nieren- und Blasenerkrankungen sowie bei Augenleiden ein. Auch heute ist der Fenchel eine große Heilpflanze bei Atemwegserkrankungen und leichten Magen-Darm-Beschwerden, in der Naturheilkunde auch weiterhin bei Augenleiden und zur Förderung der Muttermilch.


Der Fenchel enthält reichlich ätherisches Öl mit Anethol, Estragol und Fenchon, Flavonoide, fettes Öl und Proteine. Er wirkt verdauungsfördernd, krampflösend, blähungswidrig und bei Sodbrennen.

100 g Fenchel decken außerdem den Tagesbedarf an Vitamin A und C. 


Nach Hildegard ist der Fenchel fast ein Universalheilmittel, vor alle für alle Magen- und Darmerkrankungen, und einer ihrer Favoriten unter dem Gemüse.


"Fenchel hat eine sanfte Wärme und ist weder trockener noch kalter Natur; auch roh gegessen schadet er dem Menschen nicht. Wie immer er gegessen wird, macht er den Menschen fröhlich und vermittelt ihm gute Durchblutung, guten Körpergeruch und gute Verdauung."


Auch bei Schlafproblemen empfiehlt Hildegard einen Umschlag mit dem Fenchel und der Schafgarbe:


"Wer jedoch nicht schlafen kann, weil er mit irgendwelchen Widrigkeiten beschäftigt ist, der nehme, wenn es Sommer ist, Fenchel und zweimal soviel Schafgarbe und koche das kurz in Wasser, drücke das Wasser aus, lege die Kräuter warm auf Schläfen, Stirn und Kopf und binde ein Tuch darüber."


Als ein weiteres ihrer Anwendungsgebieten sei hier noch die allgemeine Stärkung genannte, wozu Hildegard ein Pulver aus Fenchelsamen, halb so viel Galgant, nochmal halb so viel Diptam, und wiederum halb so viel Habichtskraut empfiehlt. So schreibt sie:


"Man zerstoße das miteinander, streiche es durch ein Tuch, gebe es etwa eine Stunde in warmen, aber nicht kochenden Wein und trinke es. Dieses Pulver erhält den gesunden Menschen gesund, den kranken aber stärkt es; es fördert die Verdauung des Menschen und verleiht ihm Kräfte, bringt ihm eine gute und schöne Gesichtsfarbe."



Verwendung


Verwendet wir der Gemüsefenchel im Ofen gebacken als Gratin, in Weißwein gedünstet oder roh Salat. Der Gewürzfenchel als Tee, Pulver oder Beigabe in Gewürzmischungen für Brot u.a.










Rezept - Ofenfenchel mit Gremolata


2 große Fenchelknollen

Olivenöl

1 kleines Bund Petersilie

2 Knoblauchzehen

2 EL abgeriebene Zitronenschale

Etwas Parmesan


Den Ofen auf 200 Grad vorheizen. Vom Fenchel das Grün entfernen und beiseite legen. Die Fenchelknollen in schmale Spalten schneiden und diese in etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer gewendet auf ein Backblech geben. Für etwa 30 Minuten im Ofen rösten, dabei eventuell mal wenden. Währenddessen für die Gremolata das Fenchelgrün und die Petersilie fein hacken. Mit Knoblauch und Zitronenschale vermengen. Den Fenchel aus dem Ofen nehmen, mit der Gremolata und frisch geriebenem Parmesan sowie etwas Salz und Pfeffer bestreuen.






Empfehlung:


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Pflanzendevas. Dein Wirken mit dem Wesen der Pflanzen. Wochenend Intensivseminar. 20-21. Juli. Seminar- und Begegnungshaus Zeit.Raum.Sein, Hausen, Ursensollen. Mehr Infos und Anmeldung hier.








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HINWEIS: Diese Informationen ersetzen nicht die Beratung eines Arztes, Apothekers oder Heilpraktikers. Alle erwähnten Heilpflanzen haben wissenschaftlich belegte Wirkungen oder haben ihre Tradition in der überlieferten Heilkunde und werden schon lange erfolgreich eingesetzt.










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