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Laura Deichl

Übers Tanzen, Kunst, Magie & Heilen

Gestern Abend totaler Flashback. Ein kubanischer Club hier in der Stadt. Vor fünfzehn Jahren mein zweites Wohnzimmer. Erst jetzt beginne ich langsam zu verstehen. In den alten schamanischen Kulturen waren Tanz, Kunst, Magie und Heilen eins. Über Heilungswege.



 

Gestern Abend totaler Flashback. Für einen Abend wieder hier, Tanzen. Ein kubanischer Club hier in der Stadt. Vor fünfzehn Jahren mein zweites Wohnzimmer. Jede Woche mehrere Male hier gewesen. Tagsüber Tanzkurse gegeben, abends selbst getanzt. Vor dem Tanzen war es das Malen, die Kunst. Nach dem Tanzen das Heilen. Bei allen kam ich mit zunehmender Tiefe zur gleichen Erfahrung. Doch erst jetzt, in meiner Heilungsarbeit mit Menschen, Landschaften, Pflanzen, den Wesen und Kräften, beginn ich langsam annähernd bewusst zu verstehen: Es ist da, wo wir mit dem Strom des Lebens in Berührung kommen.

Es ist da, wo wir verstehen, dass alles schon immer da ist, und wir nur die sind, die ihm eine Form geben. Dass die Bewegung im Tanz, das Bild beim Malen, die heilsame Ordnung schon vorher da sind, und wir nur die sind, die sie in die Materie überführen. Licht, dass in uns, durch uns, in seinen Kristallisationsprozess geht. Und es ist immer da, wo Heilung passiert. Ich hab getanzt, in allen Lebenssituationen. In Beziehungskrisen, Lebenskrisen, als ich die Richtung verloren hab, als sehr früh und unerwartet mein Papa gestorben ist. Es ist da, wo Heilung passiert. Es ist, wo wir eintauchen in den immerwährenden Strom des Lebens. Und dort die kosmische Ordnung berühren, von ihr bewegt werden. 


In diesem Erkennen kam genau in diesen Tagen noch das Buch 'Kunst, Magie, Heilen' von der wunderbaren Cambra Skadé zu mir. Und ich erkannte noch tiefer. In den alten, schamanischen und indigenen Kulturen waren Tanz, Kunst, Magie, Heilen eins. Wenn jemand erkrankt war, fragte man: "Wann hast du aufgehört zu tanzen? Wann hast du aufgehört zu singen? Wann hast du aufgehört, dich von Geschichten verzaubern zu lassen?" Tanz, Kunst, Magie, Heilen, sie waren selbstverständlich und ganzheitlich Teil des öffentlichen Lebens. Aber in einer nicht marktgesteuerten, technisierten und isolierten Art und Weise, wie heute in Medizin oder Kunstmarkt. Sie waren verwoben, und Instrumente zum individuellen wie gemeinschaftlichen Gestalten von Wirklichkeiten, reine Schöpferkraft, eine Art und Weise immer tiefer in unseren ganzheitlichen Ausdruck hineinzuwachsen, unser ganzes Sein auszudrücken. In ihrer Einheit wirken wir im Gewebe allen Lebens, in dem alles mit allem verbunden und verwoben ist. Wir erkennen wo dieses Gewebe aus dem Gleichgewicht gekommen ist, wo Energiefluss blockiert, Fäden verdreht sind. Und da wirken wir hinein, mit Klängen, Bewegung, Bildern, Information. Und bringen die Dinge wieder ins fließen, in ihre Ordnung, wir heilen sie. Wie Cambra Skadé schreibt:


"Aus schamanischer Sicht ist nie nur eine Person erkrankt oder wird geheilt, sondern immer ein ganzes System. Ausschließlich persönliche Angelegenheiten gibt es nicht. Energien haben sich im Gesamtsystem verschoben, von den Einzelnen in die Gesellschaft bis in den Kosmos hinein. (...) Heilungsmagie nimmt die Schwingungen wahr, Ungleichgewichte (...) Sie geht mit den Zyklen, hebt Trennungen auf. Das Wissen, dass alles zusammenwirkt, lässt uns dort anfangen, wo es am leichtesten fällt. An der passenden Stelle geben wir einen Impuls ins kosmische Netz, damit sich das Gesamtgefüge neu zusammensetzt, neu ordnet. Wenn an einer Stelle eines Spinnennetzes ein Impuls kommt, fängt alles zu schwingen an."


Diese Worte haben mich tatsächlich noch einmal tiefer verstehen lassen, wie ich selbst wirke, in meiner Aufstellungsarbeit, in meinen Räumen, meinem Tanzen, meinem Sein. Auch wenn ich es eigentlich schon vorher wusste, ist da jetzt ein großes - Ja klar.


Im Hineinwachsen in den ganzheitlichen Ausdruck unseres Seins, in der Verkörperung unserer ureigenen Kraft, öffnen wir Räume, in denen wir Antworten finden, in denen Heilung passiert. Wie Cambra schreibt, "Sie [die Kunst] schöpft aus der Leere, aus dem Urchaos." Wir koppeln uns an, an den kosmischen Strom, wir können die allem zugrunde liegende Ordnung wieder erspüren, und erkennen, was aus dieser Ordnung gefallen ist, es wieder mit ihr in Kohärenz bringen. Was vorher abgekapselt, verdrängt, abgeschnitten war, darf im Tanz, Gesang, Klang, Bild wieder sichtbar werden, gesehen werden und sich genau dadurch integrieren, wandeln. Schöpferische Heilung.


Nach fast 20 Jahren fließ ich im Tanzen also noch gleichermaßen mit dem kosmischen Strom. In immer größere Tiefen hinein. Das hier als eine Einladung, unseren ureigenen Ausdruck, unsere Seelen wieder in die Welt zu bringen, sichtbar zu machen, voll und ganz zu verkörpern. So viel Heilung in unserem individuellen und kollektiven Menschsein.


Und noch ein Text aus dem Buch von Cambra Skadé:


"Möge die Magierin

sich einen Teppich weben

auf dem ihre Seele im Geisterland

schlafen kann.


Möge die Künstlerin

Bilder und Geschichten,

Tänze und Klänge ineinander

spinnen und so

Zauber ins Leben flechten.


Möge die Heilerin

den Raum weit machen,

damit darin alles sein darf,

was ist und sich

wandeln kann."










 

































***


Mehr zu meiner Einzelbegleitung findest du unter anderem hier.



Titelbild & Literatur: Skadé, Cambra (2010). Kunst, Magie, Heilen. Eine poetische Forschungsdokumentation. Augsburg: Edition Skadé.


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